Worauf sollte ich beim Gebrauchtwagen achten?
Vor der Probefahrt
Ein Blick auf den Erhaltungszustand der Batterie lässt auf die Sorgfalt des Vorbesitzers im Hinblick auf das ganze Auto schließen. Sind die Pole sauber und eingefettet? Oder finden Sie weiße Ablagerungen auf der Oberfläche? Dann ist der Energiespender alt, nicht genügend gewartet und muss ausgetauscht werden.
Cabrios sind zwar nur vorübergehend geschlossen, aber auf ein intaktes Verdeck können Sie auch hier nicht immer verzichten. Suchen Sie nach Knicken und Rissen. Lässt es sich leicht handhaben und finden alle Haken und Ösen leichtgängig ihr Ziel? Fahren Sie vor dem Kauf mit Auto und Verkäufer in eine Waschanlage. Bleibt es nach dem Waschgang im Innenraum trocken, sind Sie auch auf den ersten Wolkenbruch gut vorbereitet.
Lassen Sie den Motor an und lauschen Sie: Läuft das Triebwerk im Leerlauf ohne Schwankungen in der Drehzahl? Besonders gut erkennen Sie das an einem Drehzahlmesser. Ein ständiges auf und ab lässt teuren Reparaturbedarf vermuten.
Vorsicht bei Farbresten oder Sprühnebel auf Dichtgummis oder Glas. Hier wurde nachlackiert. Werfen Sie auch einen Blick auf Kotflügel und Verschraubungen. Im Werk werden sie einheitlich lackiert. Sind die Schrauben von anderer Farbe oder farblos, ist hier ein Austausch am Blech vorgenommen worden. Fragen Sie nach und lassen Sie die Gründe ausdrücklich im Kaufvertrag vermerken.
Langfinger lieben Aluminiumfelgen (Leichtmetallfelgen). Deswegen sind sie meist mit einem Schloss gesichert, das unter der Abdeckung für die Radmuttern verborgen ist. Ohne den passenden Schlüssel haben Sie ein kostenintensives Problem. Lassen Sie sich auch das Reserverad zeigen. Enttäuscht hier eine einfache Stahlfelge, brauchen Sie im Ernstfall dafür passende Schrauben.
Sind Geräusche da, die nicht zum üblichen Motorklang passen? Rasselt es, weil die Steuerkette nicht richtig eingestellt ist? Kreischt der Keilriemen? Ohne dessen Spannung nach Herstellerangaben können Sie gespannt sein, wann die Lichtmaschine und Lager überspannt sind oder der Motor das nicht mehr aushält.
Selbst, wenn der Innenraum gut duftet: Fragen Sie nach, ob in dem Wagen geraucht wurde oder Tiere mitgefahren sind. Rechnen Sie damit, dass sich solche Gerüche im Fahrgastraum wieder durchsetzen könnten.
Die Plakette der letzten Hauptuntersuchung ist nicht der Heiligenschein des Autos. Die Erteilung des neuen Prüfsiegels ist zwar erfreulich und bescheinigt die Verkehrssicherheit zum Zeitpunkt der Untersuchung. Allerdings sagt sie nichts aus über den Zustand des Motors oder der übrigen technischen Bauteile.
Sonnenlicht bringt an den Tag, was der Verkäufer gern im Schatten lassen will. Mustern Sie die Karosserie möglichst bei Tageslicht. Dazu ein bisschen Gymnastik: Gehen Sie in die Hocke und schauen Sie seitlich schräg am Fahrzeug entlang. Dann fallen Dellen und Farbunterschiede auch dem ungeübten Auge auf. Achten Sie auch auf Abstände an Türen, Motor- und Kofferraumklappen. Sind sie schlecht eingepasst? Das könnte auf einen nachlässig reparierten Unfallschaden hindeuten.
Marderbisse erkennen Sie an Rissen und Löchern in sonst gut erhaltenen Schläuchen und Dichtungen. Auch hier können beim Austausch erhebliche Kosten auf Sie zukommen, wenn bereits Schmutz in empfindliche Bauteile eingedrungen ist.
Kontrollieren Sie auch die Eingeweide unter der Haube. Vermutlich wirkt hier wegen einer Motorwäsche alles adrett und sauber. Doch sind dann auch verräterische Spuren von Motoröl, die auf einen undichten Motor hinweisen, verschwunden. Schauen Sie darum auch nach der Probefahrt noch mal nach. Lassen Sie sich außerdem schriftlich bestätigen, wie viel Motoröl zwischen den einzelnen Wechselintervallen oder auf 1000 Kilometer nachgefüllt werden musste.
Reifen sind nicht billig. Prüfen Sie das Profil - auch beim Reserverad. Bei vier Millimetern Profiltiefe wird es schon langsam knapp. Sind die Reifen gleichmäßig abgenutzt oder einseitig beansprucht? Gewiefte Autohändler setzen die Pneus geschickt so um, dass die abgefahrene Seite nach innen zeigt. Grund für den ungleichmäßigen Abrieb ist vermutlich ein mangelhaftes Fahrwerk oder die Vorliebe des Vorbesitzers für besonders rasante Kurvenfahrten. Möglicherweise ist aber auch die Spur oder der Sturz verstellt.
Rost ist Feind Nummer 1 jeden Autoeigners. Achten Sie auf Korrosion unter Dichtgummis sowie an Türen, Radläufen und Auspuff. Bei letzterem fällt geübten Ohren eine kleine Undichtigkeit auch als Stottern im Abgassystem auf, wenn der Motor in Betrieb ist und Sie sacht mit dem Gaspedal spielen.
Das Herumschaukeln am Fahrzeug ist kein wirksamer Test der Stoßdämpfer, wie vereinzelt noch behauptet wird. Sicheren Aufschluss gibt Ihnen nur eine Überprüfung in der Fachwerkstatt. Wenn Sie auf den Reifenlaufflächen allerdings "Auswaschungen" im Profil finden, ist dies ein sicherer Anhaltspunkt für marode Dämpfer.
Kratzer oder Risse in der Windschutzscheibe können bei tiefstehender Sonne oder Nachtfahrten gefährlich blenden. Das wird das Fahrvergnügen nicht nur entscheidend einschränken, sondern zu latenter Unfallgefahr führen.
Während der Probefahrt
Überzeugen Sie sich gemeinsam mit dem Verkäufer, ob zu Beginn Ihres Probetrips genügend Kühlwasser und Öl vorhanden sind. Kommt es nämlich zu einem Motorschaden, sind Sie mit dieser Vorsorge immer auf der sicheren Seite.
Übrigens: Sitzen Sie bequem? Lässt sich der Fahrersitz mühelos verstellen und ist nicht durchgesessen? Achten Sie darauf, dass Sie auch bei Kurvenfahrten sicheren Halt haben. Denn: Wie man sich setzt, fährt man.
Planen Sie während Ihres fahrerischen Kurzprogramms unbedingt einen Besuch in einer Autowaschanlage mit ein. Besonders wenn Sie ein Cabrio kaufen wollen, ist dies empfehlenswert. Nur so erkennen Sie, ob Ihr künftiges Auto beim nächsten Wolkenbruch zu einer fahrenden Badewanne wird.
Seien Sie misstrauisch, wenn nach dem Anlassen der Motor sofort Betriebstemperatur anzeigt. Vielleicht wurde er eigens für Sie warmgefahren, um Ihnen unwilliges Kaltstartverhalten und dabei auftretende Geräusche zu verheimlichen.
Auch wenn es kalt ist: Kurbeln Sie die Seitenscheibe herunter und schärfen Sie Ihre Sinne. Hören Sie deutlich, wie es im Auspuff knallt und schnalzt, wenn Sie bei eingelegtem Gang kein Gas geben? Dann können die Zündanlage oder die Auslassventile im Motor defekt sein. Unverbranntes Kraftstoff-Luftgemisch gelangt so in den Auspuff und tönt abenteuerlich.
Geben Sie in allen Gängen urplötzlich Vollgas. Das Getriebe ist defekt, wenn der Gang herausspringt. Hören Sie ein Rasseln, das erst abklingt, wenn Sie im Stand das Kupplungspedal durchtreten? Dann ist das Kupplungsdrucklager ein Fall für die Werkstatt. Und wenn das Schalten keinen Spaß macht, weil es kratzt und reibt, sind die Synchron-Ringe hin.
Bei Automatikgetriebe prüfen Sie die Kick-down-Funktion. Geben Sie auch hier Vollgas. Dann muss die Automatik zurückschalten.
Ein Blick in den Rückspiegel lohnt sich immer. Wenn das Vehikel nämlich zur blau oder weiß qualmenden Dampfmaschine wird, kündigt sich ein nur teuer zu behebender Motorschaden an. Qualmt es weiß, zischt Kühlwasser im Verbrennungsraum. Blauer Dampf ist ein Zeichen von defekten Ventilen. Hören Sie vom Auspuff her ein Blubbern, ist er entweder durchgerostet, der Katalysator defekt oder ein Schalldämpfer auszutauschen.
Vom Zustand der Bremsen hängt Ihr Leben ab. Wie es um sie technisch bestellt ist, sagt Ihnen Ihre Fachwerkstatt. Während der Probefahrt sollten Sie den folgenden Bremstest versuchen, Ihre Beifahrer aber unbedingt vorher darauf hinweisen: Bremsen Sie aus etwa 40 km/h scharf ab. Bricht der Wagen aus, wenn Sie das Lenkrad loslassen? Dann sind neue Bremsen fällig. Außerdem darf nach mehrmaligen kurz aufeinander folgenden Bremsen (Pumpen) der Pedalweg nicht bis zum Bodenblech führen. Wenn doch, ist der Hauptbremszylinder hinüber und Sie in höchster Lebensgefahr. Halten Sie an und berühren Sie die Felgen. Sind sie heiß, ist auch dies ein Beweis für defekte Bremsen. Ziehen Sie bei Schrittgeschwindigkeit die Handbremse an. Wenn das Auto sofort zum Stehen kommt, ist alles in Ordnung. Schleifen sie jedoch oder verzögern, werden betagte Bremsbelege die Ursache sein.
Liegt das Lenkrad gut und ruhig in der Hand? Oder zittert und vibriert es? Dann muss eine Unwucht aus den Vorderrädern beseitigt oder die Felge ausgetauscht werden. Das Lenkradspiel darf etwa eine Breite von zwei Fingern Spiel haben.
Haben Sie festgestellt, dass die Frontscheibe beschlägt, obwohl Sie die Heizung in Betrieb haben? Dann ist der Heizungskühler defekt. Der Austausch ist aufwendig und teuer.
Ärgerlich ist es, wenn Sie später feststellen, dass wichtige Kleinigkeiten außer Funktion sind. Drücken Sie auf die Hupe, probieren Sie zum Schluss das Autoradio aus, überzeugen Sie sich, dass die heizbare Heckscheibe funktioniert und die Schlösser der Sicherheitsgurte intakt sind. Fahren Sie auch in eine Tiefgarage und kontrollieren dort bei Dunkelheit die Instrumentenbeleuchtung auf Funktion.
Wenn Sie sowieso schon angehalten haben, schauen Sie unter die Motorhaube. Es darf nirgends Öl, Wasser oder Kühlmittel heraustropfen.